Länderfokus: Indien

Mit über 1,4 Milliarden Menschen ist Indien ein Schmelztiegel verschiedener Sprachen, Religionen, Traditionen und Bräuche. Es ist ein faszinierendes Land voller Vielfalt, Geschichte und Gegensätzen.

Indien liegt im südlichen Asien und ist das zweitgrößte Land der Welt, sowohl in Bezug auf die Fläche als auch auf die Bevölkerung. Gleichwohl ist die Bevölkerung höchst ungleichmäßig verteilt. Sie ballt sich vor allem in fruchtbaren Landstrichen wie der Gangesebene, Westbengalen und Kerala, während der Himalaya, die Berggegenden des Nordostens sowie trockenere Regionen in Rajasthan und auf dem Dekkan nur eine geringe Besiedlungsdichte aufweisen. Ein Drittel der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre.

Indien ist bekannt für seine reiche kulturelle Vielfalt, beeindruckende Architektur wie den Taj Mahal, lebendige Feste und eine vielfältige Küche, die von würzigen Currys bis zu süßen Desserts reicht. Das Land hat eine lange Geschichte, die von alten Zivilisationen, bedeutenden Königsreichen und spirituellen Traditionen geprägt ist. Es ist auch ein Land der Gegensätze aus boomenden Zentren wie Mumbai, Delhi oder Bangalore mit einer wachsenden Anzahl an reichen Familien, gleichzeitig aber auch Millionen von Menschen, die in extremer Armut leben. Besonders Frauen und Indigene sind stark benachteiligt. Auch die Entstehung von Slums ist ein großes Problem in Indiens Städten. In Mumbais Slum Dharavi leben geschätzt 1 Million Menschen auf engstem Raum unter katastrophalen Bedingungen, womit es das größte Elendsviertel weltweit ist.

Die größten Herausforderungen für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Indiens sind die Beseitigung von Armut und sozialer Ungleichheit, eine nachhaltige Stadtentwicklung, eine sozial gerechte Energie-, Verkehrs- und Agrarwende, die Bewältigung der Folgen des Klimawandels und der Schutz der natürlichen Ressourcen. Der Terroranschlag in Pahalgam, bei dem am 22. April insgesamt 26 Menschen getötet wurden, hat außerdem den Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan zurück auf die internationale Bühne gebracht. Deutschland und Europa haben in den letzten Jahren ihre Beziehungen zu Indien deutlich ausgebaut. Sie sollten auch weiterhin auf eine friedliche Lösung des Kaschmir-Konflikts zwischen Indien und Pakistan hinwirken.

Wirtschaftlich ist Indien ein wichtiger Akteur, besonders im Bereich der Textil- und Handwerkskunst. Viele Produkte, die in Indien hergestellt werden, sind handgemacht und spiegeln die kreative Vielfalt des Landes wider. Das bedeutet auch, dass viele indische Handwerksbetriebe und Gemeinschaften auf faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktion angewiesen sind. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn nur etwa 10% aller Beschäftigten sind in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im sogenannten “informellen Sektor” und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf Altersversorgung oder andere soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören auch die meisten Handwerker:innen. Als Weltladen möchten wir dazu beitragen, faire Handelsbeziehungen zu fördern, damit die Produzenten in Indien für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden und ihre Traditionen bewahren können.

Mehr Info:

https://frauenrechte.de/unsere-arbeit/internationale-zusammenarbeit/internationale-kooperation/indien/hintergrund
https://de.wikipedia.org/wiki/Indien
https://www.bmz.de/de/laender/indien

Im Weltladen findet ihr ausgewählte Produkte aus Indien:

Seidenschals von BENGAL CRAFTS/Frida Feeling

Frida Feeling bezieht von Bengal Crafts besondere Recycling-Schals, die aus getragenen Seiden-Saris hergestellt werden.: Dafür werden die Saris gereinigt, zugeschnitten, neu kombiniert und vernäht. Aus einem Sari von 5-6m Länge entstehen so zwei bis vier Recycel-Schals, die mit der landestypischen Kantha Stickerei, einer handgenähten Steppstich Linie, versehen werden.

Jeder Schal ist ein Unikat, denn es gibt eine endlose Vielfalt an Farben und Mustern. Und durch ihre Wendbarkeit haben unsere Kunden gleich doppelt Freude an ihrem neuen Schal.

Bengal Crafts wurde im Jahr 2002 gegründet: Ziel des Unternehmens ist es, durch umfassenden Kapazitätsaufbau in der indischen Handwerkergemeinschaft die Selbstbestimmung zu fördern und eine angemessene Lebensgrundlage schaffen.

Die Handwerker*innen leben in einem Dorf und alle, insbesondere die Frauen, profitieren von dieser Existenzgrundlage. Insgesamt werden rund 50 Produzent*innen beschäftigt.

Das Unternehmen ist Handelspartner von Fair Trade Unternehmen und stellt sicher, dass die Arbeiter*innen und deren Familien ausreichend finanziell und gesundheitlich versorgt werden.

Neben einem guten Arbeitsumfeld (Licht, Belüftung, Ausstattung) erhalten die Handwerker*innen auch Schulungen, um die finanzielle Kompetenz der Mitarbeiter*innen zu stärken, z. B. die Gewohnheit des monatlichen Sparens, Eröffnung eines Bankkontos, etc. Weiterhin wird für die Produzent*innen eine Krankenversicherung abgeschlossen und neben dem monatlichen Gehalt eine finanzielle Unterstützung von Rs. 300 pro Monat und Mitarbeiter*in bezahlt.

Mehr Info:

https://www.fridafeeling.de/
https://bengalcrafts.org.in/

 

Holzkommoden von NOAH’S ARK

Die meisten Produzent*innen von Noah’s Ark sind in und um Moradabad angesiedelt. Es gibt auch einige Produzent*innen in anderen indischen Städten wie Jaipur, Delhi und Saharapur und deren Umkreis. Aktuell arbeitet Noah’s Ark mit 22 Werkstätten eng und kontinuierlich zusammen, mit vielen von ihnen schon seit über 10 Jahren. Viele wurden von Anfang an durch Noah‘s Ark unterstützt.

Bei den meisten Produzent*innen handelt es sich um kleine Familienwerkstätten mit 2–10 angestellten Handwerker:innen. Darunter finden sich Angehörige von Minderheiten, Basisgruppen (so genannte „grass-root artisans“) und Klein(st)unternehmen. Ihnen fehlt es am Marktzugang und (technischen) Know-how, oft auch an der notwendigen Ausstattung. Viele von ihnen verfügen nur über eine sehr geringe Schulbildung. Die stark muslimisch geprägte Gesellschaft lässt kaum gemischte Gruppen von Männern und Frauen zu. Insgesamt finden in den Werkstätten rund 150 Produzent*innen Arbeit und Einkommen, wobei die Verteilung je nach Sektor und Art der Tätigkeit sehr unterschiedlich ist.

So ist der Metall verarbeitende Sektor traditionell in Männerhand, während in der Schmuckherstellung und im Textilbereich vor allem Frauen arbeiten. Für die Produzent*innen stellt die Handwerksproduktion das Haupteinkommen dar. Produzent*innen in den Dörfern haben Zugang zu eigenem Land. Sie bauen in der Regel etwas Weizen, Reis und andere Nahrungsmittel für ihre Familien an.

Mehr Info:

https://www.eza.cc/noahs-ark

 

Kunsthandwerk von PREMALAYA

Der Arbeitskreis Südindien e.V. unterstützt seit 2002 die Frauenkooperative Premalaya im ländlichen Südindien. Was in einigen Dörfer begann ist heute zu einer großen Organisation herangewachsen: ca. 800 Gruppen, in denen mehr als 15.000 Frauen organisiert sind, erhalten Workshops und Beratungen, wie sie Ihr Leben selbstbewusst und eigenverantwortlich gestalten können und wie durch gemeinsame Arbeit der Lebensstandard in den Dörfern verbessert werden kann.

Dabei werden die Frauen in Themen wie Management, Buchführung, Gesundheitsbewusstsein und vielen anderen Bereichen geschult. Seit 1999 ist es Frauen möglich, kleine Kredite für die Umsetzung ihrer Ideen aufzunehmen und dadurch einen Schritt in die Selbständigkeit zu wagen.

Die Erfolgsgeschichte der Organisation geht über die erreichte Frauenförderung weit hinaus: Bildung und die Bereitstellung einer (für die Armen kostenlosen) Gesundheitsversorgung durch den Aufbau einer Klinik waren und sind weitere Anliegen, die stetig im Blickpunkt der Projektarbeit bleiben. 1994 konnte eine erste Schule mit 7 Jahrgangsstufen eröffnet werden, im Jahre 2010 wurde eine zweite Schule gegründet, um der großen Nachfrage an guter Schulbildung gerecht zu werden.

Heute können ca. 1500 Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Einzugsgebiet eine Schule besuchen. Unterrichtet wird in Englisch, um den Kindern bestmögliche Startmöglichkeiten zu bieten. Das Schulgeld ist vergleichsweise gering, so dass auch den ärmeren Familien das Angebot offen steht.

Mehr Info:

https://ak-suedindien.de/
https://ak-suedindien.de/werkstaetten
https://www.fairtradecenter.info/Premalaya-Handicrafts-Development-Society

 

Bio-Tees von SANJUKTA VIKAS

Die Kooperative Sanjuka Vikas wurde 1996 mit Unterstützung einer lokalen NGO gebildet. Sie umfasst drei Dorfgemeinschaften der Orte Harsing, Dabaipani und Yankhoo, die etwa 10 km von der Stadt Darjeeling entfernt am Fuße des Himalayas liegen.

Als sich Kleinbauern und ehemalige Arbeiterfamilien einer verlassenen Teeplantage damals zur Sanjukta Vikas Kleinbauernkooperative zusammengeschlossen hatten, war Weltpartner einer der ersten, die Kleinbauerntee aus Darjeeling – zunächst noch in Bio-Umstellung – nach Deutschland importierte. Mit TPI finden weit über 400 Familien der Sanjukta Vikas Kooperative bis heute einen verlässlichen Partner, der die frisch geernteten Teeblätter der Kooperativenmitglieder fachkundig verarbeitet und separat erfasst, kontinuierliche Schulungs- und Beratungsangebote (z.B. zum Bio-Anbau und Teequalität) bietet und sich um die Vermarktung des Kleinbauerntees kümmert.

Mit Hilfe des Fairen Handels mit WeltPartner und anderen Abnehmern des hochwertigen Bio-Tees konnten die Kleinbauern ihre Lebensverhältnisse in den vormals schlecht erschlossenen Berghängen deutlich verbessern. Der Aufbau eigener Schulen, Trinkwasser- und Stromversorgung konnten zusammen mit vielen weitere Vorhaben in den vergangenen Jahren realisiert werden. Die hochwertigen Tees der Sanjukta Vikas Kooperative erfreuen sich mit ihrer besten Bio-Qualität bei unseren Kunden und Teeliebhabern großer Beliebtheit.

Mehr Info:

https://www.topqualitea.com/de/die_anbauregionen/mineral_springs.php
https://www.weltpartner.de/de/handelspartner/asien/indien/tpi
https://www.weltpartner.de/de/

 

Basmati-Reis von GEPA/KHADDAR

Als „Königin des Duftes“ wird der Basmati-Reis in Indien bezeichnet. Es gibt dort mindestens 26 Basmati-Sorten und jede hat ihren eigenen Geschmack. Im Norden Indiens – am Fuße des Himalajas und den Ufern des Ganges – pflanzen die BäuerInnen der Kooperative Khaddar traditionelle Basmati-Sorten an, die den jeweiligen klimatischen Bedingungen am besten entsprechen.

Gegründet wurde die Kooperative im Jahr 2001. Da ein großer Teil der Region vom Ganges überschwemmt wird, ist sie ideal für Reisanbau. Durch den Fairen Handel erhalten die Mitglieder einen höheren Preis für ihr hochwertiges Produkt. Sie können an landwirtschaftlichen Schulungen teilnehmen, erhalten zinslose Kredite und haben Zugang zu einer Basis-Gesundheitsversorgung. Mit der Fair Trade-Prämie wurde z.B. ein Computer-Schulungszentrum, eine Bushaltestelle und eine Brücke gebaut. Der Exporteur Star Global hat die Kooperative auch bei der Umstellung auf ökologischen Anbau unterstützt.

Angebaut wird dieser Bio Basmati-Reis von Bäuer*innen in der Region Luxar. Sie besitzen kleine Parzellen, auf denen sie Reis anbauen. Der Anbau von Reis ist eine sehr harte Arbeit – von der Aussaat bis zur Ernte. Für den Eigenbedarf bauen sie zudem Obst, Gemüse und Getreide an und halten Rinder zur Käseproduktion.

Mehr Info:

https://www.gepa.de/
https://www.gepa.de/handelspartner/unsere-partner/partner/khaddar
https://www.wort.lu/luxemburg/1001-kleinbauern-auf-einem-alternativen-weg/583904.html

 

 

 

 

erstellt am: 30.06.2025 von Julia Kabatas

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