Im Rahmen der Refuggee Week 2023: Milo Raus Film “Das neue Evangelium”
In Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Augsburg e.V. und Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e.V. zeigen wir im Rahmen der Refuggee Week 2023 (16. – 25. Juni 2023) Milo Raus’s Film „Das neue Evangelium“ am 22. Juni ab 19 Uhr im Haus St. Ulrich. Im Anschluss stellt Christiane Lüst von Öko & Fair Ziel und Produkte der NGO „NO-CAP“ vor und steht für Fragen zur Verfügung.
Ein Versprechen kann man bei diesem Film des Regisseurs Milo Rau geben: Er berührt, macht betroffen und aktiviert viel positive Energie. Die verzweifelt schwierige Lebenswelt afrikanischer Immigranten in Matera/Süditalien hat mit dem Alltag der Alteingesessenen praktisch keine Berührung. In diese Situation hinein kommt das Projekt eines neuen Jesus-Films – mit Schauspielern aus Matera und den Landarbeiterghettos.
Fasziniert darf man miterleben, wie unterschiedlichste Motivationen zueinander finden. Im Dreh entsteht eher unbewusst eine Gemeinschaft, in der sich Menschen als Geschwister erkennen. Im Film wie auch real entsteht „NO-CAP“, angestoßen vom Protagonisten Yvan Sagnet.
Das neue Evangelium. Dokumentarfilm, Spielfilm – Milo Rau – Deutschland, Italien, Schweiz 2020.
Laufzeit: 107 Minuten. Empfohlen: ab 16 Jahren – FSK ab 12
Referentin: Christiane Lüst, Öko & Fair in Gauting
Moderation: Frederic-Joachim Kaminski
Termin: Donnerstag, 22. Juni 2023, 19.00 Uhr
Ort: Haus Sankt Ulrich, Augsburg
Gebühr: 5,00 €
Anmeldung erforderlich unter: (0821) 3166 8822 oder info@keb-augsburg.de
KURZINHALT
Was würde Jesus im 21. Jahrhundert predigen? Wer wären seine Jünger? Regisseur Milo Rau (DAS KONGO TRIBUNAL) kehrt in der süditalienischen Stadt Matera zu den Ursprüngen des Evangeliums zurück und inszeniert es als Passionsspiel einer Gesellschaft, die geprägt ist von Unrecht und Ungleichheit. Gemeinsam mit dem Politaktivisten Yvan Sagnet, der Jesus verkörpert, erschafft Rau eine zutiefst biblische Geschichte. Nach Jesus‘ Vorbild kehrt Yvan als „Menschenfischer“ in das größte der Flüchtlingslager bei Matera zurück. Unter den dort Gestrandeten findet er seine „Jünger“. Verzweifelte, die über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind, um auf den Tomatenfeldern Süditaliens versklavt zu werden und dort unter unmenschlichen Bedingungen in regelrechten Ghettos hausen – allein in Italien sind das mehr als 500.000 Menschen. Gemeinsam mit ansässigen Kleinbäuerinnen und -bauern begründen sie die „Revolte der Würde“ („The Revolt of Dignity“), eine politische Kampagne, die für die Rechte von Migrantinnen und Migranten kämpft.
YVAN SAGNET
Yvan Sagnet, geboren 1985 in Douala (Kamerun), kam 2008 nach Italien um dort zu studieren, wo er ursprünglich als Farmarbeiter seinen Lebensunterhalt verdiente. 2013 macht er seinen Abschluss im Fachbereich Telekommunikationstechnik an der „Politecnico di Torino“. 2011 wurde er zum Sprecher des Landarbeiterstreiks auf der Boncuri Farm in Nardó. Dieser Streik schaffte ein Bewusstsein und ermöglichte, dass „Caporalato“ (Ausbeutung von Arbeitern durch die Mafia) erstmals als Verbrechen angesehen wurde und führte schließlich zum ersten Gerichtsprozess in Europa wegen Sklaverei und der Verurteilung von zwölf Unternehmern. Er arbeitete als Gewerkschafter für die Landarbeitergewerkschaft FLAI-CGIL und ist einer der Gründer der internationalen Anti-Caporalato-Vereinigung NO-CAP.
Yvan Sagnet hat zwei Bücher geschrieben, die im Fandango Verlag veröffentlicht wurden: das erste „Ama il tuo sogno“ erzählt von seinen Erfahrungen als Tomatenernter auf den Feldern und dem allerersten Streik, der je in Italien von Feldarbeitern mit Migrationshintergrund organisiert wurde. Das zweite Buch „Ghetto Italia“ schrieb Sagnet zusammen mit dem Soziologen Leonardo Palmisano und beschreibt die harte Realität der Ghettos, in denen ausländische Arbeiter gezwungen sind zu leben. Das Buch unterstreicht die Verantwortung der kleinen und großen Unternehmen im System der landwirtschaftlichen Ausbeutung. 2017 erhielt Yvan Sagnet den italienischen Verdienstorden „Cavaliere dell’Ordine al merito della Repubblica“ vom italienischen Präsidenten Sergio Mattarella. Im NEUEN EVANGELIUM tritt Yvan als er selbst auf und als Jesus Christus.
NO CAP
Yvan Sagnet gründete 2017 den Verband NO CAP – no al caporalato Als „Caporalato” bezeichnet man das kriminelle System das die Mafia auf den Feldern und in den Ghettos Süditaliens eingerichtet hat. NoCap setzt sich gegen die Ausbeutung von Landarbeitern ein und kämpft für bessere, ethischere Arbeitsbedingungen. Dazu gehören u.a. faire Entlohnung, geregelte Arbeitsverträge und Zugang zu medizinischer Versorgung. Ergebnis dieses sozialen Engagements sind ethisch und nachhaltig produzierte Lebensmittel mit dem Gütesiegel NO CAP.
erstellt am: 05.06.2023 von Julia Kabatas« Stadtradeln 2023: Auf die Räder, fertig, los! – Erasmus: Mindmaps on global nutrition »