Aufforstungsprojekt von Norandino in Peru (Foto: Norandino/ Ethiquable)

Fairer Handel und Corona

Die Folgen der Corona-Krise auf die europäische Wirtschaft haben Auswirkungen für Produzent*innen weit über die Grenzen Europas hinaus. In vielen Fällen sehen sich Menschen aus sogenannten Entwicklungsländern in diesen Tagen neben Einkommensrückgang und Jobverlust auch mit schwachen Gesundheitssystemen und ungenügenden staatlichen Sicherungsnetzen konfrontiert. Fair-Handels- Produzenten*innen sorgen sich um das Wegbrechen der Nachfrage nach Produkten des Fairen Handels aus Europa. Nachfragerückgang und Ausfuhrprobleme, Ausgangssperren und der stark behinderte Warenverkehr im Weltmarkt betreffen auch den Export von Fair-Handels Produkten.

Daher ist es gerade jetzt wichtig lokale Einzelhändler wie Weltläden zu unterstützen, die fair gehandelte Produkte aus aller Welt verkaufen. Fair gehandelte Produkte zeichnen sich unter anderem durch die Zahlung eines Mindestpreises an Produzentinnen und Kleinbauern sowie soziale Arbeitsbedingungen, wie bspw. das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit, aus. Produzenten von fair gehandelten Produkten, wie Kaffee, Kleidung oder Kunsthandwerk, erhalten so mehr Einkommen – ein Beitrag für bessere Lebensbedingungen.

Konsum ist durch die Corona-Pandemie weltweit stark eingebrochen

Davon sind auch die Menschen am Anfang der Lieferkette wie Kaffee-Bäuerinnen und Näher in Textilfirmen betroffen. Für sie droht der sofortige Einbruch des bereits geringen Einkommens oder gar der fristlose Jobverlust. Besonders dramatisch ist die Situation, da in sogenannten Entwicklungsländern oftmals keinerlei staatliche Sicherungsnetze zur Verfügung stehen, die bspw. einen Jobverlust auffangen können. Die Situation wird noch verschlimmert durch ein Gesundheitssystem, das in den seltensten Fällen einer Corona-Pandemie gewachsen ist. Das Virus trifft Menschen in Ländern mit sozialen, ökologischen und medizinischen Missständen daher besonders hart.

Durch fairen Konsum Solidarität mit Produzent*innen und lokalen Einzelhändler*innen zeigen

Auch regionale Weltläden sehen sich mit vielen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie konfrontiert. Zwar können sie weiterhin das Lebensmittel-Sortiment für ihre Kunden anbieten, „die Zahl der Kund*innen und der Laufkundschaft ist aber in den letzten Tagen stark zurückgegangen“, beklagt Felicitas Smith vom Weltladen Augsburg. Ein weiteres Problem ist, dass die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zur Risikogruppe zählen und daher vorerst nicht beim alltäglichen Betrieb unterstützen können. „Die Umsatzeinbußen und die laufenden Fixkosten werden somit immer mehr zum Problem für die gemeinnützig arbeitenden Vereine“, stellt Annegret Lueg, Fair Handels-Beraterin im Eine Welt Netzwerk Bayern e.V., dem bayerischen Dachverband der Eine Welt-Akteure, fest: „Wir machen uns große Sorgen um die weitere Existenz der über 220 Weltläden in Bayern.“

Daher ist es jetzt besonders wichtig, die Macht unseres Konsums zu nutzen, um Produzenten weltweit in der Krise zu helfen. Durch den Einkauf im örtlichen Weltladen kann zum einen regionales Engagement unterstützt werden und zum anderen können Produzenten weltweit weiterhin einen fairen Lohn für ihre Arbeit erhalten.

Der Weltladen Augsburg hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um auf die aktuelle Lage zu reagieren: Ab sofort können faire Produkte auch online / per Telefon bestellt werden und direkt nach Hause geliefert werden. Besonders Osterartikel wie bspw. Osterhasen aus fairer Schokolade sind beliebt. Außerdem stellt der Weltladen Augsburg gerne Gutscheine aus – ein perfektes Geschenk im Osternest. Bis auf weiteres sind seine Türen für Kund*innen geöffnet. Alle Infos zur momentanen Situation des Weltladen Augsburgs finden Sie hier.


P.S. Gerade in Zeiten von Corona ist es wichtig, Menschenrechte entlang der Lieferketten in den Fokus zu nehmen! Denn die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Menschen entlang der Lieferketten sind schon jetzt dramatisch. Menschen am Anfang vieler Lieferketten haben aufgrund fehlender Absicherung besonders unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden. Ein Lieferkettengesetz würde dazu beitragen, die negativen Auswirkungen zu verhindern oder abzumildern. Unternehmen müssten Verantwortung gegenüber ihren Arbeiter*innen in der globalen Lieferkette übernehmen.

erstellt am: 02.04.2020 von Henriette Seydel

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