„Da hilft jetzt nur noch Kunst“ – Eine Ausstellung über das Verschwindenlassen von Menschen in Mexiko

Der Titel der Ausstellung „Wo sind sie? Kein Mensch verschwindet spurlos“ beschreibt eine Thematik, mit der sich Wolfgang Grenz von Amnesty International schon lange beschäftigt: dem Verschwindenlassen von Menschen in Mexiko. Die Eröffnung der Ausstellung fand letzten Sonntag im Annaforum statt.

Seit den 70er Jahren verschwinden immer mehr Menschen in Mexiko und dies ist unabhängig davon, welcher Schicht oder Nation sie angehöhren. Mittlerweile liegt die Zahl bei 35.000 Verschwundenen, doch die Dunkelziffer wird auf 100.000-200.000 geschätzt. Alarmierende Zahlen, die wir uns in einer Gesellschaft, wie der Deutschen, kaum vorstellen können. Deutsche Nachrichten berichteten von Schicksalen wie dem der 43 Lehramt Studenten, die 2017 in einem Bus entführt wurden und nie wiederaufgetaucht sind. Heute wird vermutet, dass sie auf einer Militärbasis in einem Krematorium verbrannt wurden. Doch auch Geschichten über Entführungen der Zivilbevölkerung am helllichten Tage von weißen Lastwagen sind zu lesen. Hierbei trugen die Entführer Schusswesten mit Polizei Abzeichen auf der Brust und es ist bis heute nicht geklärt, ob es sich hierbei um Beamte handelte. Dies lässt darauf schließen, dass nicht nur kriminelle Organisationen am Werk sind, sondern der Staat mit diesen zusammenarbeitet. Drastisch angestiegen sind die Entführungen aufgrund von Kriegen zwischen Drogenkartellen, der Korruption bis in höchste Regierungskreise und dem fehlenden staatlichen Einfluss.

Doch der wohl entscheidendste Grund für die Vernissage und die Anliegen von Herrn Grenz sind die Straffreiheit für Täter, wie auch die mangelnden Ermittlungen und ausbleibenden Verfolgungen der Straftaten. Angehörigen der Verschwundenen wird von der Regierung mitgeteilt, dass solche Nachforschungen nicht stattfinden werden und sie auch keine erwarten sollten. Eine tragische Nachricht und die Betroffenen beginnen daraufhin auf eigene Faust zu ermitteln. So erging es auch den Mexikanerinnen und Mexikanern Jose Guevara, Michael Chamberlin und Ariana Garcia (zu sehen in der ARTE Dokumentation: Gerechtigkeit für die Opfer), die begonnen haben Unterschriften der Bevölkerung zu sammeln, um die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Allerdings kam es bisher nur zu zwei Verurteilungen an der mexikanischen Regierung durch den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte. Eine verschwindend geringe Anzahl gegenüber all den ungeklärten und nicht aufgegriffenen Fällen und ein deprimierendes Ergebnis für die Menschen, die sich seit Jahren diesen Straftaten annehmen und sie aufkären möchten. Die Vernissage dient als Aufruf an die Gesellschaft für mehr Aufmerksamkeit an der Thematik und einer solidarischen Geste gegenüber den Bemühungen und Schmerzen der Angehörigen. „Da hilft jetzt nur noch Kunst“ für die Teilnahme und das Mitgefühl an alltäglichen Schicksalsschlägen in Mexiko.

Die Ausstellung wird am 20.06., dem Weltflüchtlingstag, mit einer Aktion von Amnesty enden, die das Schwerpunktthema Flucht und Migration der Lateinamerikatage noch einmal aufgreift. Im Annahof wird ein Boot aufgebaut werden: elf Meter lang und drei Meter breit, den Maßen eines Bootes entsprechend, dass das Mittelmeer überquert, hin zu einem Leben mit besseren Chancen und Möglichkeiten. Dieses soll mit 186 Menschen gefüllt werden, der Anzahl an Flüchtenden, die normalerweise auf einem solchen Gefährt Zuflucht finden. Die Finissage ist eine Chance für alle, die Courage zeigen möchten und wir freuen uns über jeden Teilnehmer und ANteilnehmer.

Näheres zur Austellung: https://ai-casa.exposure.co/wo-sind-sie-kein-mensch-verschwindet-spurlos

erstellt am: 20.05.2018 von Elena Mante

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